Die Werkstatt für Veränderung (2003 bis 2010) war Teil eines städtischen Wandlungsprozesses in einem Gebiet in Berlin Neukölln, das Ende der 1990er Jahre durch den Bau der A100 durchschnitten wurde. Als Überdeckelung der Autobahn wurde der Carl-Weder-Park angelegt, für dessen künstlerische Gestaltung das Bezirksamt einen Wettbewerb auslobte. Die für Kunst-am-Bau-Verfahren ungewöhnliche Aufgabe bestand darin, einen auf zehn Jahre angelegten Prozess zu entwickeln. Im Vorschlag von Seraphina Lenz war die Benutzung der Fläche als plastisch-gestalterischer Vorgang beschrieben.

Ihr künstlerischer Impuls bestand darin, jedes Jahr eine Ortsverwandlung zu konzipieren, die eine andere mögliche Nutzung implizierte, jenseits vordergründiger Nützlichkeit. Der Park wurde Pferdekoppel, Eintopfküche, Balkon für alle, nächtlicher Lesesaal, Filmset, Festplatz.

Über die Jahre bildete sich eine wachsende Gruppe von Besuchern und ein wachsender Schatz gemeinsamer Erinnerungen an neue und andere Möglichkeiten, an denen die Anwohner einen eigenen Anteil hatten und die dadurch Realität wurden.


2009 Eintopf inklusive


Die Idee, im Park Gemüse anzubauen, um daraus  einen Eintopf zu kochen und zusammen zu essen, knüpft an die dörflichen Strukturen an, die sich allmählich um die Grünanlage gebildet haben.  Jeder kennt jeden, wenigstens dessen Schwester oder Schwager.

In den vergangenen Jahren hat die Werkstatt für Veränderung Bedürfnisse eingesammelt, um die es im Park Konflikte gibt: der Wunsch nach Ruhe einerseits und der Wunsch nach Fußballspiel, Musik, und Unterhaltung anderseits. Hier der Wunsch nach mehr „Getto“, dort der nach mehr Blumen und weniger Müll. Alle möchten mehr Respekt.  Neben den Konflikten zeigte sich auch das Bewusstsein der Zugehörigkeit über ethnische und generationsbedingte Unterschiede und Lebenssituationen hinaus. Der Park wurde zur Nahrungsquelle für alle, und wie auf einem Dorffest wurde am Ende beim Essen von hundert handbemalten Tellern gefeiert: Die Ernte von einem Zentner im Park kultivierten Gemüses, eine Sammlung von Familienrezepten, und eine Praxis für mehr Respekt. Noch im November blühten Ringelblumen. Vielleicht säht sich von selbst etwas wieder aus.