Die Werkstatt für Veränderung (2003 bis 2010) war Teil eines städtischen Wandlungsprozesses in einem Gebiet in Berlin Neukölln, das Ende der 1990er Jahre durch den Bau der A100 durchschnitten wurde. Als Überdeckelung der Autobahn wurde der Carl-Weder-Park angelegt, für dessen künstlerische Gestaltung das Bezirksamt einen Wettbewerb auslobte. Die für Kunst-am-Bau-Verfahren ungewöhnliche Aufgabe bestand darin, einen auf zehn Jahre angelegten Prozess zu entwickeln. Im Vorschlag von Seraphina Lenz war die Benutzung der Fläche als plastisch-gestalterischer Vorgang beschrieben.

Ihr künstlerischer Impuls bestand darin, jedes Jahr eine Ortsverwandlung zu konzipieren, die eine andere mögliche Nutzung implizierte, jenseits vordergründiger Nützlichkeit. Der Park wurde Pferdekoppel, Eintopfküche, Balkon für alle, nächtlicher Lesesaal, Filmset, Festplatz.

Über die Jahre bildete sich eine wachsende Gruppe von Besuchern und ein wachsender Schatz gemeinsamer Erinnerungen an neue und andere Möglichkeiten, an denen die Anwohner einen eigenen Anteil hatten und die dadurch Realität wurden.


2008 Filmpark

Der Park ist eine Bühne. Im Film können alle gemeinsam auf dieser Bühne sein, auch die, die man sonst nicht zusammen sieht.

So wurde der Carl-Weder-Park zum Drehort. Es entstand ein 35-minütiger Film über den Ort und seine Besucher, die eingeladen waren, Inhalte und Bilder des Films mit zu gestalten. Man konnte zum Casting kommen und im Film eine Rolle spielen. Kameras lagen bereit, um eigene Sequenzen aufzunehmen. Es gab ein Separee für ungestörte Meinungsäußerungen vor der Kamera und Drehbuchbesprechungen.
Der Film handelt von verborgenen Potenzialen des Parks, von der Möglichkeit, ihn zu verwandeln, ihm neue Bedeutung zu geben. Da verwandeln sich Orte, indem sie als Kulissen in Spielszenen einbezogen werden: Das Klettergerüst wird zum Strandhaus, das tiefer gelegte Bodenoval wird zum überdimensionalen Planschbecken. Die massive Brückenarchitektur enthüllt innerhalb einer Tanzperformance ihr Potenzial als großstädtischer Spielplatz. Noch am letzten Abend des Projekts sahen sich alle bei der Premiere des Rohschnitts auf der Open-Air-Leinwand im Park.