Die Werkstatt für Veränderung (2003 bis 2010) war Teil eines städtischen Wandlungsprozesses in einem Gebiet in Berlin Neukölln, das Ende der 1990er Jahre durch den Bau der A100 durchschnitten wurde. Als Überdeckelung der Autobahn wurde der Carl-Weder-Park angelegt, für dessen künstlerische Gestaltung das Bezirksamt einen Wettbewerb auslobte. Die für Kunst-am-Bau-Verfahren ungewöhnliche Aufgabe bestand darin, einen auf zehn Jahre angelegten Prozess zu entwickeln. Im Vorschlag von Seraphina Lenz war die Benutzung der Fläche als plastisch-gestalterischer Vorgang beschrieben.

Ihr künstlerischer Impuls bestand darin, jedes Jahr eine Ortsverwandlung zu konzipieren, die eine andere mögliche Nutzung implizierte, jenseits vordergründiger Nützlichkeit. Der Park wurde Pferdekoppel, Eintopfküche, Balkon für alle, nächtlicher Lesesaal, Filmset, Festplatz.

Über die Jahre bildete sich eine wachsende Gruppe von Besuchern und ein wachsender Schatz gemeinsamer Erinnerungen an neue und andere Möglichkeiten, an denen die Anwohner einen eigenen Anteil hatten und die dadurch Realität wurden.


2006 zarte Pflanzen

Die Flora im Park verändert sich sichtbar. Trockenheit und seltene Mahd führen dazu, dass sich Wildkräuter ausbreiten. Scheinbar Zartes setzt sich durch.

Im Mai 2006 wurden 1200 zarte Pflänzchen ins Gelände gesetzt. Es war ein Experiment, das den Härten des Ortes mit offensichtlicher Fragilität begegnete und mögliche Zerstörung einkalkuliert hatte. Passanten kommentierten die Pflanzaktion: „Das ist doch morgen alles rausgerissen!“ Aber es wurde nichts zerstört. In den Hitzemonaten des Sommers wurden die Pflanzen täglich gegossen, während sich das Gras ringsherum in Stroh verwandelte. Viele erfreuten sich an den blühenden Oasen, saßen auf Bänken im Schatten meterhoher Sonnenblumen und ernteten die Zucchini.
Im August eröffnete für drei Wochen der „Balkon für Alle“ mit Blumenkästen und Liegestühlen, die Einladung, den heimischen Balkon zu verlassen und die Nachbarn im Park zu treffen. Diskussionen über den Park entwickelten sich, und in künstlerischen Workshops wie dem Utopienzeichnen entstanden Ideen, die in die Entwicklung der kommenden Projekte einflossen.