Die Werkstatt für Veränderung (2003 bis 2010) war Teil eines städtischen Wandlungsprozesses in einem Gebiet in Berlin Neukölln, das Ende der 1990er Jahre durch den Bau der A100 durchschnitten wurde. Als Überdeckelung der Autobahn wurde der Carl-Weder-Park angelegt, für dessen künstlerische Gestaltung das Bezirksamt einen Wettbewerb auslobte. Die für Kunst-am-Bau-Verfahren ungewöhnliche Aufgabe bestand darin, einen auf zehn Jahre angelegten Prozess zu entwickeln. Im Vorschlag von Seraphina Lenz war die Benutzung der Fläche als plastisch-gestalterischer Vorgang beschrieben.

Ihr künstlerischer Impuls bestand darin, jedes Jahr eine Ortsverwandlung zu konzipieren, die eine andere mögliche Nutzung implizierte, jenseits vordergründiger Nützlichkeit. Der Park wurde Pferdekoppel, Eintopfküche, Balkon für alle, nächtlicher Lesesaal, Filmset, Festplatz.

Über die Jahre bildete sich eine wachsende Gruppe von Besuchern und ein wachsender Schatz gemeinsamer Erinnerungen an neue und andere Möglichkeiten, an denen die Anwohner einen eigenen Anteil hatten und die dadurch Realität wurden.


2004 über uns die Sterne und unter uns die Autobahn


Der nächtliche Park macht vielen Anwohnern Angst. Man könne ihn nicht betreten, weil er unbeleuchtet und unheimlich ist, sagen sie. Außerdem fürchten viele eine Gang, die sich dort nachts manchmal trifft.

Im Sommer 2004 widmete sich die Werkstatt dem Thema Licht und fand überwiegend nach Einbruch der Dunkelheit statt. Es gab einen Leseabend, bei dem an jeder der 26 Bänke eine Stehlampe stand, so als wären die Lampen aus den benachbarten Wohnzimmern in den Park gewandert. Für die Lampionlounge wurden in der Werkstatt im Park Lichtkörper gebaut und zu einem großen Ensemble zusammengefügt. Am letzten Abend waren alle Nachbarn eingeladen, mit mitgebrachten Lichtquellen eine helle Stelle in ihrem Park zu erzeugen. Sie versammelten sich unter Bäumen und versuchten ohne eine äußere Vorgabe ihre Taschenlampen zu koordinieren. An jedem dieser Lichterabende wirkte der Carl-Weder-Park anheimelnd, und diejenigen, die gekommen waren, blieben lange – ganz ohne Unterhaltungsprogramm.