Die Werkstatt für Veränderung (2003 bis 2010) war Teil eines städtischen Wandlungsprozesses in einem Gebiet in Berlin Neukölln, das Ende der 1990er Jahre durch den Bau der A100 durchschnitten wurde. Als Überdeckelung der Autobahn wurde der Carl-Weder-Park angelegt, für dessen künstlerische Gestaltung das Bezirksamt einen Wettbewerb auslobte. Die für Kunst-am-Bau-Verfahren ungewöhnliche Aufgabe bestand darin, einen auf zehn Jahre angelegten Prozess zu entwickeln. Im Vorschlag von Seraphina Lenz war die Benutzung der Fläche als plastisch-gestalterischer Vorgang beschrieben.

Ihr künstlerischer Impuls bestand darin, jedes Jahr eine Ortsverwandlung zu konzipieren, die eine andere mögliche Nutzung implizierte, jenseits vordergründiger Nützlichkeit. Der Park wurde Pferdekoppel, Eintopfküche, Balkon für alle, nächtlicher Lesesaal, Filmset, Festplatz.

Über die Jahre bildete sich eine wachsende Gruppe von Besuchern und ein wachsender Schatz gemeinsamer Erinnerungen an neue und andere Möglichkeiten, an denen die Anwohner einen eigenen Anteil hatten und die dadurch Realität wurden.


2007 verborgene Talente

In der Grünfläche gegenüber der Grundschule ist ein großes Oval für den Unterricht im Freien eingelassen. Es wird jedoch nicht oft benutzt und wirkt ein bisschen unmotiviert. Doch sieht es aus wie eine Arena, wie gemacht für einen Zirkus.

So sollte das „Klassenzimmer im Grünen“  drei Wochen lang täglich den Talenten der Nachbarschaft zum Lernen und Trainieren gehören. Zum Auftakt führte eine Parade mit zwei Kamelen durch den Park zur künftigen Arena, wo Artisten, Tanzlehrer und eine Hundetrainerin Kostproben ihres Könnens zeigten. In den folgenden drei Wochen war das Klassenzimmer täglich und bei jedem Wetter voller Lernwilliger. Es gab Tricktraining für Hunde, Kinder übten, auf Stelzen zu gehen, dabei zu tanzen und Ringe mit dem Kopf zu fangen. Andere probierten Tellerdrehen, auf Bällen zu laufen, Head Spin und Windmills. Es gab Kostümproben, die Visagistin probiert Schminkbilder für die Vorstellung. Am Ende sehen die Zuschauer ein Varieté mit 18 Aufführungen von Schwitters Niesskerzo über Seilsprung auf Stelzen, Ring und Tellernummern bis zu einem Hundetanz.